Menu
Menü
X

Geistlicher Impuls zum Sonntag Miserikordias Domini 2020

Wie ihr nun den Herrn, Christus Jesus, angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid ... dankbar.Kolosser 2, 6.7

Geistlicher Impuls zum Sonntag Miserikordias Domini

Wie ihr nun den Herrn, Christus Jesus, angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid ... dankbar. Kolosser 2, 6.7

Das Wandern ist für mich des Pfarrers Lust. Ich gehe einen Waldweg entlang. Er führt ein Stück den Hang hinauf. Hoch über mir wölben sich die Äste und Zweige hoher Buchen, Eichen, Lärchen, Fichten. Das Grün wagt sich aus den Knospen der Laubbäume hervor.

Unter meinen Füßen der Wanderweg, ein Pfad, durchwirkt von Baumwurzeln. Es geht bergan. Meine Füße steigen auf den Wurzelstufen wie auf einer Treppe. Steigend betrachte ich – zunehmend fasziniert – die Wurzelgebilde: starke Streben, feine Flechten, kunstvolles Netzwerk. ... Ganz verschieden suchen die Bäume Halt im Boden. Die einen wurzeln flach, die anderen tief oder gar mit ganzem Herzen.

Dieser Waldweg erscheint vor meinem inneren Auge, als ich die Kolosserverse bedenke. „Wie ihr nun den Herrn, Christus Jesus, angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid ... dankbar.“

In Christus „verwurzelt“, „gegründet“ und „fest“ sein, ja, das möchte ich. Es fühlt sich gut an. Aber wie geht das? Wiekann ich in Christus verwurzelt, gegründet, fest sein? Das Bild von den Baumwurzeln im Wald hilft. Christus ist mir der Boden, in dem mein Keim aufgegangen ist. Der Keim ist gewachsen. Nun senken sich meine Wurzeln in den Christusboden hinein, und meines Lebens Krone wächst gen Himmel.

In der Art einer Phantasiereise machen sich meine Gedanken auf den Weg. Ich spüre meinen Wurzeln nach. Sie krallen sich im Boden fest. Der Boden gibt Halt. Die Wurzeln wachsen. Der Boden ist gut. Wasser strömt aus ihm, lebendiges Wasser. Nährstoffe stärken, geben Kraft zum Leben. Ich wachse.

Immer tiefer senken sich die Wurzeln in den Boden hinein. Ich spüre die Kraft des Erdreichs; die Kraft, die mich hält; die Kraft, die mir zuströmt. Sie steigt durch die Wurzeln in mir auf, erfüllt mich, richtet mich auf. Ich hebe meine Krone ins Licht. Meine Äste strecken sich aus. Ich fühle mich gut gegründet, kräftig, fest. Jetzt kann kommen, was kommen will.

Was sind die Nährstoffe, die wir aus Christus ziehen? – Es ist die unverdiente Liebe, die Gnade für mein Leben. Es ist die Gottverbundenheit für immer und ewig. Es ist der Trost, die Welt nicht retten zu können, aber hier und da eine rettende Tat zu tun, ein rettendes Wort zu sagen, einen rettenden Gedanken zu denken.

Verwurzelt in Christus, wachsen wir in zwei Richtungen: immer tiefer in ihn hinein und immer höher in die Welt hinaus. Offenbar brauchen wir Momente und Zeiten, in denen wir bewusst unsere Wurzeln in Christus senken, in denen wir uns die Nährstoffe reichen und schmecken lassen und in denen wir nachspüren, wohin seine Kraft uns trägt.

Waldbaden ist also angesagt, ganz im Stil der neuen Zeit. Also geh in den Wald und lerne deinen Kraftquellen nachzuspüren.

Oder besuch deinen Lieblingsbaum und lass dir predigen von ihm.

Oder nimm das Bild von den Wurzeln mit in dein Gebet.

Lass dich von Christus locken, immer tiefer einzudringen in sein Geheimnis. Irgendwann merkst du, dass du diesen Boden nicht mehr loslassen willst. Irgendwann merkst du, dass du dem Wind standhältst, weil der Boden dich hält und trägt. Amen.


top